Lutz Donnerhacke hat bei seiner Kandidatur um den Posten des europäischen ICANN-Direktors die Unterstützung des Arbeitskreises "Barrierefreies Internet". Dies gab BiGuB-Pressesprecher Jens Bertrams nach einer Sitzung des Arbeitskreises am Donnerstagabend (24. August) in Marburg bekannt.
Seit 1998 engagiert sich der Arbeitskreis des Vereins "Behinderte in Gesellschaft und Beruf" (BiGuB) e.V. für die Zugänglichkeit des weltweiten Datennetzes auch für Menschen mit Behinderungen. Insbesondere blinde und hochgradig sehbehinderte User werden durch Grafikdarstellung ohne Textunterlegung oder technische Hürden in ihren Nutzungsmöglichkeiten eingegrenzt. Deshalb wandte sich der Arbeitskreis mit fünf Fragen an die deutschsprachigen Bewerber um einen Direktoriumsposten der "Internet Corporation for Assigned Names and Numbers" (ICANN). Diese Organisation wird künftig die technischen und organisatorischen Standards für das Internet festlegen. Im Juni hat sie alle Besitzer von E-Mail-Adressen weltweit aufgefordert, sich an den Wahlen zur Hälfte ihrer Direktoriumsposten zu beteiligen. Für jeden Erdteil rückt ein ICANN-Direktor in das Leitungsgremium der Organisation auf, deren Direktoren ansonsten von Industrieverbänden ohne demokratische Wahl delegiert werden.
Die - wenn nach Auffassung des Arbeitskreises auch nur wenig demokratisch ausgestaltete - Mitwirkungsmöglichkeit sollte nach Auffassung des BiGuB e.V. nicht ohne Einbeziehung behindertenspezifischer Belange wahrgenommen werden. Deshalb hat der Arbeitskreis den deutschprachigen Bewerbern fünf Fragen gestellt:
Auf seiner Sitzung am 24. August hat sich der Arbeitskreis für die Unterstützung des thüringischen Bewerbers Lutz Donnerhacke entschieden. Zum einen hatte der Vertreter des "Thüringen-Net" bereits mehr als 400 Unterstützungsvoten auf sich vereinigt, zum anderen schätzte der Arbeitskreis Donnerhackes Äußerungen zur Zugangsproblematik als Ausdruck von Kompetenz und Engagement in Sachen "Barrierefreiheit" ein.
Auch Jeannette Hofmann sieht der Arbeitskreis als chancenreiche Bewerberin an, die sicherlich für die Interessen der Behinderten eintreten wird. Andere Bewerber haben angesichts der hohen Hürden für eine Kandidatur - jeder muss mindestens 2% der Wahlberechtigten seines Erdteils bis zum 31. August für sich gewinnen - kaum eine Chance.
Allein der Kandidat des Chaos-Computer-Clubs (CCC) Hamburg, der schon mehr als 1.100 Unterstützungserklärungen erhalten hat, dürfte nach Einschätzung des Arbeitskreises die Bedingung für eine Basiskandidatur zum ICANN-Direktorium schon jetzt erfüllen. Ausgerechnet er hat es aber nicht für nötig gehalten, auf die Anfrage der Behindertenvertreter zu reagieren. Seine Webseiten zeugen zudem von einem "Sicherheitskonzept", das Usern mit Sehbehinderung vor lauter technischen Barrieren keine Zugangsmöglichkeiten bietet. Der Arbeitskreis hält einen Vertreter solcher Positionen für unwählbar.