Der Jenaer Lutz Donnerhacke kandidiert für einen Direktorenposten des international besetzten Gremiums ICANN, das die weltweit gültigen Richtlinien für die InternetVerwaltung bestimmt.
Der 30-jährige Netzspezialist ist Mitbegründer der Jenaer Firma IKS, einem Netzwerkdienstleister für Wirtschaft und Gewerbe. Als Gesellschafter dieses Internetserviceproviders (ISP) im TIP am Beutenberg beschäftigt sich Donnerhacke auch schon länger mit rechtlichen und politischen Problemen, die das rasch wachsende Internet aufwirft. Dafür werden von ICANN mit Sitz in Los Angeles/Kalifornien z.B. Rahmenbedingungen für die Vergabe von Domain-Namen, der sogenannten top level domains, Nummern der Internet-Adressen und Protokollnummern geschaffen.»Die nötigen Regelungen haben nicht Schritt gehalten mit der rasanten Ausbreitung des Netzes«, sagt Donnerhacke. Nach dem Motto »First come, first serve« - Wer zuerst kommt, mahlt zuerst heißt das im Deutschen - wurden und werden z.B. Domain-Namen und Nummern registriert, die im Nachhinein zu Streitigkeiten führen, erzählt der gebürtige Alt-Lobedaer. Meist spielen dabei starke wirtschaftliche Interessen eine Rolle. So wurde »Krupp.de« per Gerichtsentscheid dem privaten Anmelder zu Gunsten des Unternehmens Krupp aberkannt. Donnerhacke schildert ein spezielles Beispiel für Einfluss der Markenrechtler: Einer Leipziger Taxigenossenschaft wurde sogar die Verwendung der Telefonnummer 4711 gerichtlich untersagt. Hochpolitisch werde es z.B. mit der Vergabe des Domain-Namens »ps« für Palästina, gegen die derStaat Israel zu Felde zieht, nennt er ein aktuelles Beispiel.»Was ist Gebrauch und was Missbrauch von Domain-Namen im Netz?« fragt nicht nur der Jenaer. Für ICANN mit neun gesetzten Mitgliedern sind noch fünf Plätze für fünf Kontinente zu vergeben. Von Jahresanfang bis zum 31. Juli konnten sich Wahlberechtigte auf der zum Schluss völlig überlasteten Website von ICANN anmelden und wurden registriert. Die schriftliche Benachrichtigung der insgesamt 138 000 InternetWähler läuft immer noch, begleitet von Protesten zu spät Gekommener wegen der Anmeldefrist. Mit Erfolg: Die Anmeldungsfrist für die Hauptwahlen wurde nun bis zum 8. September verlängert. Dann soll die Wahlliste mit sieben Kandidaten für die restlichen fünf Direktorenplätze stehen. In Europa bewerben sich 71 Leute darum, in Deutschland hat Donnerhacke 24 Gegenkandidaten. »Eigentlich ist das ein ehrenamtlicher Job für integre, arbeitslose und tierisch reiche Menschen« sagt Donnerhacke, denn die Mitgliedschaft im Direktorium, sozusagen der »Weltregierung des Internet«, verursacht hohe Kosten, die oft von ICANN nicht getragen werden können. Dennoch will der Jenaer antreten, weil er den ungeheuren Regelungsbedarf für das Internet sieht. Eine Prognose zum Ausgang der Ende Oktober abgeschlossenen Wahl sei so gut wie unmöglich, meint er. »Die User sind immer für Überraschungen gut. In China hat sich die Zahl der Wahlanmeldungen innerhalb von zwei Tagen verhundertfacht.«
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