Interviewpartner: Thomas Baumgärtner, Presseabteilung Microsoft
Thema: Homebanker fürchten um Sicherheit
Wie gefährlich ist "Active X"?
Ein ARD-Fernsehmagazin und der Hackerverein "Chaos Computer Club"
warnen Homebanking-Anwender, die das Internet nutzen: Durch die von
Microsoft eingeführte Technologie "Active X" sei die Fernsteuerung von
Homebanking-Programmen durch Unberechtigte möglich - inclusive
Überweisungen auf beliebige Konten. Ist Active X, das WWW-Anwendungen
bedienungsfreundlicher machen soll, ein Sicherheitsloch?
Microsoft-Pressesprecher Thomas Baumgärtner im Interview:
Wie funktioniert Aktiv X?
- FOCUS Online:
- Ist Active X in Microsofts Internet-Explorer ein
Trojanisches Pferd, über das jeder meinen PC manipulieren kann, ohne
daß ich das merke?
- Thomas Baumgärtner:
- Zunächst ist beim Internet Explorer die
Einstellung für Active X immer auf "hohe Sicherheit".
Sicherheitsprobleme sind damit ausgeschlossen, solange der Anwender
die Voreinstellung nicht ändert. Das Menü für die Änderung steckt vier
Ebenen tief in den Optionseinstellungen, eine versehentliche Änderung
ist also ausgeschlossen. Zusätzlich sind die einzelnen Einstellungen
ausführlich erläutert, damit auch unerfahrene Benutzer keine Fehler
machen.
- FOCUS Online:
-
Sollte ich meinen PC dann nicht generell für Active X und die
verwandte Technologie Java sperren?
- Thomas Baumgärtner:
-
Es ist Ihre Entscheidung. Wenn Sie die Vorteile nutzen wollen, können Sie
aber auf das Zertifizierungssystem von Active X vertrauen. Je nach
Einstellung werden hier nur Anwendungen geladen, die das Gütesiegel einer
vertrauenswürdigen Stelle tragen. Sie können also sagen, Sie vertrauen
nur auf Anwendungen, die direkt von Microsoft oder Focus kommen oder von
dort bestätigt sind. Was wir generell nicht empfehlen, ist die
niedrigstmögliche Sicherheitsstufe ohne Zertifizierungsabfrage. Diese
Einstellung sollte nur in geschlossenen Netzwerken verwendet werden,
darauf wird im entsprechenden Menü aber deutlich hingewiesen.
- FOCUS Online:
-
Gibt dieses System auch dann genügend Sicherheit, wenn Geldgeschäfte
über den PC abwickelt werden?
- Thomas Baumgärtner:
-
Generell empfehlen wir erhöhte Vorsicht, wenn PCs für Homebanking genutzt
werden und an Netzwerke angeschlossen sind. Wenn bei Microsoft Money die
Geheim- und Transaktionsnummern nicht im PC gespeichert, sondern für
jeden Auftrag eingegeben werden, kann nichts passieren. Außerdem kann die
Protokolldatei statt auf der Festplatte auf eine Diskette gespeichert
werden und ist damit jedem Netzwerkzugriff entzogen. Der Chaos Computer
Club hat für seine Demonstration offenbar vorausgesetzt, daß sämtliche
Sicherheitssysteme sowohl des WWW-Browsers als auch des
Homebanking-Programms ausgeschaltet sind. Das ist ungefähr so, als wenn
Sie Ihre Haustüre absichtlich offenstehen lassen, um dann zu zeigen, wie
einfach Einbrüche durch offene Türen sind.
- FOCUS Online:
-
Trotzdem könnte Active X jetzt weniger Vertrauen bei den Anwendern
finden.
- Thomas Baumgärtner:
-
Jede neue Technologie kann ein Vertrauensproblem
bekommen, wenn sie nicht verantwortungsvoll genutzt wird. Egal, ob es
um Viren, eigene Bedienungsfehler oder fremde Eingriffe geht: Wer sich
mit der Technik überhaupt nicht auskennt, ist immer gefährdet. Deshalb
bemühen wir uns gerade im Sicherheitsbereich um eine ausführliche
Information der Nutzer. Dann ist es aber die persönliche Entscheidung
des informierten Anwenders, welches Sicherheitsniveau er einstellt.
Active X
Wie funktioniert es?
Microsofts Active X erlaubt über den WWW-Browser die
Online-Installation eigenständiger Programme auf dem Computer des
Internet-Nutzers. Online-Anbieter sind damit nicht mehr auf die
beschränkten Möglichkeiten der WWW-Seitensprache HTML oder
servergesteuerte Programme angewiesen. Anders als beim verwandten
System "Java" ist die Funktionsvielfalt von Active-X-Programmen kaum
eingeschränkt: Bis hin zur Formatierung der Festplatte kann ein
Active-X-Programm alle Befehle enthalten.
Um Sicherheitsprobleme trotzdem auszuschließen, hat Microsoft ein
Zertifizierungssystem eingeführt: Die Programme werden von
vertrauenswürdigen, zentralen Stellen geprüft und erhalten ein
Sicherheitssiegel. Der Nutzer kann auf seinem PC festlegen, daß nur
Programme aus dem Internet geladen werden, die über dieses
Sicherheitszertifikat verfügen.
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