"Plusminus" zeigt, wie Hacker mit Microsoft's "ActiveX" Online-Konten manipulieren
31.01.1997, 16:10 (ahe)
Für Aufregung bei Nutzern von Online-Banking-Angeboten hat ein Beitrag
des ARD-Wirtschaftsmagazins "Plusminus" gesorgt. In der am vergangenen
Dienstag vom Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) ausgestrahlten Sendung
manipulierte ein Hacker mit Hilfe von Microsoft's
Multimedia-Technologie "ActiveX" eine Online-Banking-Transaktion. In
dem von "Plusminus" gezeigten Beispiel wurden von einem "fremden"
Konto 20 Mark abgebucht.
Die manipulierte Transaktion wurde durch das Zusammenspiel von
Microsoft Explorer, "ActiveX" und der Home-Banking-Software "Quicken"
durchgeführt. Im konkreten Fall diente als Köder eine manipulierte
Web-Seite. Die Seite wurde so verändert, daß beim Anklicken durch den
Surfer ein Geldtransaktionssatz der Datei seiner Home-Banking-Software
hinzugefügt wurde. Der Geldbetrag wurde dann bei der nächsten
Sammelüberweisung des PC- Besitzers "unbemerkt" mit überwiesen.
Frank W. Felzmann, Sprecher des Bonner Bundesamt für Sicherheit in der
Informationstechnik (BSI), hält die in der Sendung gezeigten
Mißbrauchsmöglichkeiten beim Online-Banking "für durchaus möglich".
Allerdings müßten dabei alle Sicherheitsvorkehrungen wie die manuelle
Paßworteingabe innerhalb der Finanzsoftware ausgeschaltet werden.
Insgesamt habe das "ActiveX"-Konzept von Microsoft deutliche
Sicherheitslücken. "Die Firma Microsoft legt mehr Wert auf
Funktionalität als auf Sicherheit, das sieht man auch beim Thema
Macro-Viren", so Felzmann weiter.
""ActiveX" ist ein Problem", erklärte Andy Müller-Maguhn, Sprecher des
Chaos Computer Clubs (CCC). Der CCC hatte bereits vor mehreren Wochen
vor den Gefahren von Active-X gewarnt. "Bereits wenige Tage nach der
Freigabe von Active-X durch Microsoft waren im Internet Seiten
verfügbar, die einen ferngesteuerten Systemabsturz erzeugten, wenn
Active-X auf dem Rechner des Netzbenutzers aktiviert ist. Die von
Microsoft als "Sicherheitsmaßnahmen" bezeichneten Funktionen lassen
sich, wie schon die ersten derartigen Beispiele zeigten, sehr einfach
umgehen", so der CCC in einer Erklärung. Ein
Computer-Sicherheitsexperte, der nicht genannt werden möchte, betonte:
"Wenn Microsoft in Deutschland Autos verkaufen würde, würden die
Fahrzeuge erst gar nicht zugelassen."
Frank W. Felzmann vom BSI rät allen Online-Banking-Nutzern die
Online-Transaktionsverfahren nicht zu automatisieren und die
Sicherheits-Features nicht zu deaktivieren. Einen Schritt weiter geht
der Chaos Computer Club: "Beim jetzigen Stand der Dinge kann von der
Nutzung des Microsoft-Explorers mit ActiveX nur abgeraten werden. Der
Benutzer muß mindestens nach seinem Einverständnis gefragt werden,
bevor andere Stellen die Kontrolle über seinen Computer übernehmen.
Dateimanipulationen wie mit ActiveX dürfen nicht möglich sein."
Auch Microsoft-Sprecher Thomas Baumgärtner räumt ein, daß mit etwas
Aufwand die "ActiveX"-Technologie mißbraucht werden könne. Betont
aber, daß der Anwender des Internet-Explorers die Ausführung von
"ActiveX"-Programmen untersagen könne. "Wer auf seinem Computer Geld
verwaltet, sollte diese Sicherheitsoption in keinem Fall
deaktivieren", so Baumgärtner.
Weitere Informationen: Mitteldeutscher Rundfunk, Tel.: 0341-3000;
Chaos Computer Club, Andy Müller-Maguhn, Tel.: 04-401 80 10;
Microsoft, Thomas Baumgärtner, Tel.: 089-3176-5392
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