Kristian Köhntopp
Ich lese gerade das Protokoll zur 182. Plenarsitzung des
Bundestages, zum IuKDG. Der Schlüsselsatz, der unsere
Politiker bewegt, und das quer durch alle Parteien, ist der
Satz "Auch das Internet darf kein rechtsfreier Raum sein."
Dieser Satz zieht sich immer wieder und bei allen politischen
Parteien quer durch die Argumentation. Vielleicht sollte man
"rechtsfreien Raum" zu einem der Worte des Jahres 1997
vorschlagen?
"Auch das Internet darf kein rechtsfreier Raum sein" - lieber
regulieren wir, was wir nicht verstehen, als daß wir riskieren
hier etwas mit einer Eigendynamik entstehen zu lassen, die wir
später nie wieder in den Griff kriegen. Unsere Politiker haben
verstanden, daß hier etwas Überstaatliches entsteht, daß
über ihre Regelungskompetenz hinauszuwachsen droht.
"Überstaatlich" ist vielleicht auch nicht der richtige Begriff
- die Kommunikation zwischen den Intranetzen zweier Konzerne
ist durchaus auf derselben Ebene wie die Kommunikation zwischen
zwei Nationen anzusetzen. Sie ist nur organisatorisch
orthogonal dazu...
Und wenn nun angefangen wird, Werte über das Netz zu
verschieben, was passiert dann mit der Finanzierungsgrundlage
von Staaten? Der Import von Software auf Medien kostet Steuern
und Zoll - der Import von Software über das Netz ist gratis
und der Staat bekommt keinen Pfennig. Wenn international
elektronisches Bargeld gegen elektronische Ware direkt zwischen
Handelspartnern verschoben wird, dann sägt das an der
Finanzierungsgrundlage unserer Staaten.
Eine Nacht gehackt, zahlbar bar aufs Moden - das ist wie
Kellner in der Disko...
|