Bonn will keine "Schlüssel" für Datentransfers

Hannoversche Allgemeine Zeitung, 13.3.97, S.24

Die Bundesregierung will bei der Verschlüsselung des Datenaustauschs offenbar nur wenig staatliche Vorschriften machen. Es dürfe keine Nutzungsbeschränkung für Kryptographieprodukte geben, sagte Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt während der CeBIT-Eröffnung am Mittwoch in Hannover. Damit weicht er von der Linie ab, die in den USA verfolgt wird. Washington möchte das Verfahren zur Entschlüsselung von Botschaften beispielsweise im Internet in die Hände der Regierungen legen, um den Austausch speziell verschlüsselter Nachrichten unter Kriminellen unmöglich zu machen. Damit wären andere Verschlüsselungstechniken verboten, und die Geheimdienste hätten Zugriff auf die Netze. "Verbote würden wenig bringen, aber viel kosten", sagte Rexrodt dagegen.

Rexrodt folgt damit den Wünschen der deutschen Industrie. DIHT-Präsident Hans-Peter Stihl sagte während der gleichen Veranstaltung, "überzogene öffentliche Sicherheitsinteressen" schränkten den sicheren, verschlüsselten Datenaustausch ein. Jörg Menno Harms, Deutschland-Chef von Hewlett-Packard, äußerte sich ähnlich. Mit einem Alleingang habe Deutschland sogar die Chance, einen technischen Vorsprung in der Krypto-Technik zu erreichen. Eine sichere Verschlüsselung gilt als wichtigster Schritt zur Nutzung des Internet für Bestellung und Bezahlung von Waren.

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