Anonymous Remailer FAQ
by
Andre Bacard, Author of
Computer Privacy Handbook ("The Scariest Computer Book of the Year")
[FAQ Updated November 15, 1996]
Translated by Lutz
Donnerhacke to spread this knowledge. This translation is GPLed.
Last changes: 20.12.1996
Die geplante Kryptoregulierung der
Bundesregierung kann die Benutzung dieser Software für ILLEGAL erklären!
Dieser Text ist eine einfach gehaltende Einführung in das Gebiet der
"anonymen" und "pseudo-anonymen" Remailer. Er soll
helfen, zu entscheiden, ob mensch diese Techniken zum besseren Schutz der
Privatsphäre nutzen will oder nicht. Ich habe ihn speziell für humorvolle
Personen geschrieben. Diese (unveränderte) FAQ kann für den
nichtkommerziellen Gebrauch frei verbreitet werden.
Was ist ein Remailer?
Ein Remailer ist ein Computerdienst, der Deine eMail entpersonalisiert. Ein
Remailer ermöglicht es, in eine Usenet-Newsgruppe zu posten oder jemandem
eine eMail zu schicken, ohne daß der Emfänger Deinen Namen oder Deine
eMail-Adresse herausbekommt.
Bis heute sind alle beliebten Remailer kostenlos.
Warum solltest DU Remailer benutzen?
Vielleicht bist Du ein Computerfachmann und möchtest Deine Ansichten über
bestimmte Produkte kundtun; Ansichten, die Dein Chef Dir vorhalten könnte.
Möglicherweise lebst Du in einer Gesellschaft, die gefährlich intolerant
gegenüber Deinen gesellschaftlichen, politischen oder religiösen Ansichten
ist. Es kann auch sein, daß Du im Internet nach einer neuen Anstellung
suchst und Deinen momentanen Job nicht riskieren willst. Vielleicht möchtest
Du auch eine "chiffierte Anzeige" aufgeben. Unter Umständen bist Du ein
verdeckter Mitarbeiter und fürchtest Rache. Vorstellbar ist auch, daß Du
Überwachungsmaßnahmen befürchtest, wenn Du die Regierung kritisierst. Es
kann auch sein, daß Du einfach keine "Flames" an Deine
Firmenadresse wünschst.
Kurz gesagt: Es gibt viele gute Gründe warum gerade Du - ein
gesetzestreuer Bürger - Remailer nutzen könntest.
Wie arbeiten Remailer?
Betrachten wir ein imaginäres Beispiel. Stell Dir vor, eine mißhandelten
Frau - Susan - möchte einen Artikel posten und um Hilfe bitten.
Wie kann Susan ihre Nachricht versenden und Antworten erhalten, ohne sich zu
verraten? Sie könnte einen pseudonymen Remailer von Andre Bacard namens
"bacard.sf" benutzen. (Dieser Remailer existiert nicht!) Wenn sie
mir schreibt, würde mein "bacard.sf" Rechner Susans Namen und ihre
Adresse aus dem Nachrichtenkopf LÖSCHEN, durch eine Tarnadresse
(beispielsweise <an123@bacard.sf> ersetzen und die Nachricht an die von
Susan ausgewählte Person oder Newsgruppe weiterleiten. Mein Computer
würde dann Susan auch darüber informieren, daß die Nachricht unter ihrer neuen
Identität <an123@bacard.sf> weitergeleitet wurde.
Stell Dir vor, daß Debbie Susan antwortet. Mein Computer wird Debbies
Namen und Adresse LÖSCHEN, Debbie eine neue Identität geben und die
Nachricht an Susan weiterleiten. Dies sichert die Geheimhaltung aller. Zwar
ist dieses Vorgehen für einen Menschen kompliziert, für einen Computer jedoch
leicht.
Gibt es viele Remailer?
Es gibt momentan einige dutzend ÖFFENTLICHE Remailer, die von jedem
kostenfrei genutzt werden können. (Es gibt auch einige wenige spezialisierte
Remailer, die es gestatten, in nur einige bestimmte Gruppen zu posten.
Diesen Typ will ich hier nicht besprechen.) Remailer kommen und gehen.
Zuersteinmal beanspruchen sie Technik und Arbeit um eingerichtet und
gewartet zu werden und zum anderen werfen sie keinen Gewinn ab.
Warum sind Remailer kostenfrei?
Dafür gibt es eine ganz einfache Antwort. Wie kann ein Remailer Admin Geld
von Personen verlangen, wenn diese auf höchtmögliche Geheimhaltung ihrer
Identität aus sind? Der Admin kann ja nun wahrlich nicht nach der
Kreditkartennummer fragen oder irgendwelche Prüfungen vornehmen.
In Zukunft werden Remailer Betreiber sich vielleicht ihre Dienste
bezahlen lassen. Datenverschleierung ist bezahlbar. Beispielsweise ist
Offshore Banking einer der umfangreichsten Geschäftszweige der Welt. Leicht
vorstellbar ist eine Remailer GmbH, die als Netzfirma unter dem Dach der
Briefkasten GmbH arbeitet (eine existierende Firma, die (in den USA -LD)
Briefkästen vermieten). Um Remailer im großen Maßstab kommerziell
erfolgreich zu machen, müssen anonyme Zahlungssysteme wie DigiCash breit
genutzt werden. Es gibt noch weitere Gesichtspunkte, die dafür und dagegen
sprechen, aber diese liegen außerhalb dieser FAQ.
Warum betreiben Leute Remailer, wenn es kein Geld gibt?
Diese Leute stellen Remailer für ihre eigenen privaten Zwecke auf, wobei sie
auf den Rest von uns Rücksicht nehmen können oder nicht. Joshua Quittner,
Mitautor des High-tech Thrillers Mother's Day,
sprach mit Mr. Helsingius für das Magazin Wired. Helsingius
sagte:
"It's important to be able to express certain views without everyone
knowing who you are. One of the best examples was the great debate about
Caller ID on phones. People were really upset that the person at the
receiving end would know who was calling. On things like telephones,
people take for granted the fact that they can be anonymous if they want
to and they get really upset if people take that away. I think the same
thing applies for e-mail."
"Living in Finland, I got a pretty close view of how things
were in the former Soviet Union. If you actually owned a photocopier or
even a typewriter there you would have to register it and they would take
samples of what your typewriter would put out so they could identify it
later. That's something I find so appalling. The fact that you have to
register every means of providing information to the public sort of
parallels it, like saying you have to sign everything on the Net. We
always have to be able to track you down".
Es ist wichtig, bestimmte Ansichten äußern zu können, ohne daß jeder weiß,
wer da spricht. Eines der besten Beispiele war die große Debatte über die
Rufnummernübermittlung bei Telefonen. Die Leute waren wirklich bestürzt,
daß die Angerufenen wissen konnten, wer da anruft. Bei Dingen wie dem
Telefon nehmen die Leute es als gegeben, daß sie anonym bleiben können,
wann immer sie wollen, und sie regen sich sehr auf, wenn Ihnen diese
Möglichkeit weggenommen wird. Ich denke, daß das gleiche für eMail gilt.
Da ich in Finnland lebe, habe ich einen ziemlich direkten Eindruck
von der Lage der Dinge in der frühreren SU. Wer einen Fotokopierer oder
auch nur eine Schreibmaschine besaß, mußte diese registrieren lassen. Dabei
wurden Druckproben von der Schreibmaschine gezogen, so daß sie später diese
Maschine wiederfinden können. Das ist etwas, was ich entsetzlich finde.
Die Tatsache, daß alles registriert wurde, was zur Informationsverbreitung
dienen konnte, ist vergleichbar zur Vorstellung, alles im Netz müsse
unterschrieben sein. Wir müssen immer in der Lage sein, Euch zu kriegen.
Was ist der Unterschied zwischen einem "pseudo-anonymen" und
einem "anonymen" Remailer?
Bemerkung: Viele Leute benutzen den Ausdruck "anonymer"
Remailer als Abkürzung für beide Typen von Remailern. Das verursacht
Verwirrung!
Ein "PSEUDO-anonymer" Remailer ist prinzipell ein Anschluß, den
Dir ein Remailer Betreiber einrichtet. Anon.penet.fi (der oben beschrieben
wurde, ist ein PSEUDO-anonymer Remailer. Das bedeutet, daß Julf -der
Betreiber- und seine Hilfskräfte Deine wirkliche eMailadresse KENNEN. Die
Geheimhaltung ist nur so gut, wie Julfs Standvermögen und Zuverlässigkeit,
Deine Daten zu schützen. Stell Dir einen PSEUDO-anonymen Remailer als eine
Art von ETWAS anonymen Remailer vor. Was bedeutet das in der Praxis? Jemand
kann ein Gerichtsbeschluß erwirken, der den Operator des PSEUDO-anonymen
Remailers zwingt, Deine wirkliche Identität preiszugeben. Die finnische
Polizei hat Julf zur Offenlegung von mindestens einer Identität gezungen.
Der Vorteil der meisten PSEUDO-anonymen Remailer ist ihre
Nutzerfreundlichkeit. Wenn Du eMail versenden kannst, kannst Du
höchstwahrscheinlich auch PSEUDO-anonyme Remailer verstehen.
Der Preis für die leichte Benutzbarkeit ist der Verlust an Sicherheit.
Anmerkung: Es gibt einige erheblich sicherere PSEUDO-anonyme Remailer,
die PGP-Verschlüsselung benutzen. Siehe zum Beispiel den Link zu Lutz
Donnerhacke am Ende dieser FAQ und meine Alpha.c2.org-FAQ.
Wirkliche ANONYME Remailer sind ganz andere Tiere. Die gute Nachricht:
Sie bieten deutlich mehr Geheimnisschutz als die PSEUDO-anonymen Remailer.
Die schlechte Nachricht: Sie sind deutlich schwerer zu benutzen als ihre
PSEUDO-anonymen Verwandten.
Es gibt prinzipell zwei Typen von ANONYMEN Remailern. Zum einen
"Cypherpunk-Remailer" und zum anderen Lance Cottrells
"Mixmaster-Remailer". Beachte, daß hier der Plural verwendet wird.
Wenn Du höchste Sicherheitsanforderungen hast, kannst Du Deine Nachricht
durch zwei oder mehr Remailer schicken. Wenn das klappt, kannst Du sicher
sein, daß NIEMAND (kein Remailer-Betreiber und kein Horcher auf der Leitung)
gleichzeitig Deine Nachricht und Deine Adresse lesen kann. Das ist die wahre
Bedeutung von ANONYM. Praktisch bedeutet das, daß niemand einen Betreiber
eines ANONYMEN Remailers zwingen kann, Deine Identität preiszugeben, weil
der Betreiber einfach nicht weiß, wer Du bist!
Die Cypherpunk- und Mixmaster-Remailerfamilien sind zu technisch, um sie
in dieser kurzen FAQ zu beschreiben. Weiter unten in dieser FAQ, führe ich
einige URLs auf, auf denen die vollen technischen Details beschrieben sind.
Was macht einen "idealen" Remailer aus?
Der "ideale" Remailer
- ist einfach zu benutzen,
- wird von einer zuverlässigen Person betrieben, dessen System genau das
tut, was es behauptet. Zusätzlich sollte diese Person die
Computererfahrung haben, um kluge Schritte gegen normale und staatliche
Hacker zu unternehmen.
- ist in der Lage, Nachrichten rechtzeitig weiterzuleiten.
"Rechtzeitig" heißt in Minuten oder Stunden.
- ist fähig, Deine Nachrichten eine ZUFÄLLIGE Zeit liegenzulassen, bevor
er sie weiterleitet. Diese Pause macht es für Leitungslauscher schwerer,
eine Nachricht, die bspw. um 15:00 Uhr eintrudelt mit einer
Nachricht, die bspw. um 14:59 Uhr Deine Maschine verließ, zu
verbinden.
- gestattet (besser: fördert) PGP-Verschlüsselung. Wenn ein Remailer
PGP oder andere starke Verschlüsselung NICHT gestattet, so könnten
ernstzunehmende Leute annehmen, der Betreiber macht sich den Spaß, in
den Nachrichten zu schnüffeln.
Was macht einen verantwortungsvollen Remailer-Nutzer aus?
Ein verantwortungsvoller Nutzer:
- sendet Nachrichten vernünftiger Größe. Binrärübertragungen
verschwenden zuviel Übertragungszeit.
- Überträgt ausgewählte Nachrichten. Remailer sind NICHT entworfen
worden, um "Schnell reich werden"-Kettenbriefe oder andere
Junk-Mail zu versenden.
Wer sind unverantwortliche Remailer-Nutzer?
Hier ist ein Zitat von einem Remailer-Administrator:
"This remailer has been abused in the past, mostly by users
hiding behind anonymity to harass other users. I will take steps to
squish users who do this. Lets keep the net a friendly and
productive place.... Using this remailer to send death threats is
highly obnoxious. I will reveal your return address to the police
if you do this."
Dieser Remailer wurde in der Vergangenheit mißbraucht, meistens durch
Nutzer, die sich in der Anonymität versteckten, um andere Nutzer zu
belästigen.... Diesen Remailer für Morddrohungen zu benutzen, ist
ausgesprochen ärgerlich. Ich werde die betreffene Rückantwortadresse der
Polizei übergeben, wenn Du das tust.
Gesetzestreue Remailer-Betreiber werden Belästigungen oder kriminelle
Aktivitäten NICHT TOLERIEREN. Melde derartige Vorkomnisse dem Remailer
Admin. (In vielen Ländern - auch in Deutschland - stehen auch
gewisse politische Äußerungen unter Strafe. ÄUßERUNGSDELIKTE dieser Art
werden im Sinne der Meinungsfreiheit von den Remailer Admins NICHT als
KRIMINELL eingestuft. -LD)
Wie sicher sind Remailer? [nur für Paranoide :-)]
Für die meisten Aufgaben niederer Sicherheitsanforderungen, wie bspw. die
Beantwortung von Kleinanzeigen, sind PSEUDO-anonyme Remailer mit
Passwortschutz zweifelsfrei besser als die Verwendung der richtigen
eMail-Adresse. Aber auch die besten Pläne, die Mäuse und Menschen machen
können, haben Schwachstellen. Stell Dir bspw. vor, daß Du Beamter bist und
gerade mitbekommen hast, daß Dein Chef Bestechungsgelder nimmt. Ist es
sicher, einen PSEUDO-anonymen Remailer zu verwenden, um eine Anzeige bei der
eMail-Hotline der Aufsichtsbehörde zu hinterlassen? Hier sind einige Punkte,
die es zu bedenken gilt:
- Die Person, die Deinen eMail-Anschluß betreut, könnte Deine Nachricht
an und vom Remailer abfangen. Das beweist ihm, daß DU den korrupten
Chef angezeigt hast. Dieser Nachweis könnte Dich in Gefahr bringen.
- Es könnte sein, daß der Remailer ein Regierungsschnüffelprojekt ist
oder eine kriminelle Firma damit versucht, Erpressungsmaterial zu
sammeln. Der Betreiber kann der Freund von Deinem Chef sein.
- Hacker können Wundersames mit Computern vollbringen. Es ist möglich,
daß ein normaler oder behördlicher Hacker in den Remailer-Rechner
eingedrungen sind (ohne daß der Admin das mitbekommen hat) und die nun
Deine Nachrichten lesen können, wie sie wollen.
- Es ist möglich, daß der Geheimdienst alle Nachrichten (incl. Passworte)
sammelt, scannt und speichert, die den Remailer passieren.
Deswegen lächeln Leute mit hohen Sicherheitsanforderungen über
PSEUDO-anonyme Reamiler. Diese Personen benutzen Cypherpunk- oder Mixmaster-
Programme, die ihre Nachrichten durch mehrere ANONYME Remailer leiten. Auf
diee Weise kennt nur der erste Remailer deren wirkliche Adresse und kann
nicht auf die entgültige Zieladresse der Nachricht zugreifen. Zusätzlich
verschlüsseln sie alle Nachrichten mit PGP.
Technische Informationen und Software
- Die Newsgruppe alt.privacy.anon-server
ist der Platz, um über aktuelle Entwicklungen informiert zu bleiben
und Fragen zu stellen.
- Andre Bacards PGP-FAQ für Neulinge ist
eine nichttechnische Einführung in die Verschlüsselungssoftware Pretty
Good Privacy, die von Cypherpunk ANONYMOUS Remailern benutzt wird.
- Lutz Donnerhackes PSEUDO Anonymer Remailer
ist PGP-geschützt.
- Lance Cottrells Mixmaster-Software
gestattet es UNIX-Nutzern, den Mixmaster-Typ der ANONYMEN Remailer zu
nutzen.
- Auf Arnoud "Galactus" Engelfriets Galactus
Site finden sich viele wertvolle Links in die Welt der Remailer.
- Raph Levien, der
Remailer-Guru, hält einen aktuellen Statusbericht der aktiven
Remailer. Levien verweist auch auf alles, was man zu Remailer-Software
wissen muß (einschließlich seines Programmes premail für
UNIX-Nutzer).
- Joel McNamaras Private
Idaho software für Windows ist eine leicht benutzbares Frontend
für PGP, Gateways zu Usenet-Newsgruppen und Remailer.
Noch etwas, was ich wissen sollte?
DEINE Privatsphäre und Sicherheit können gefährdert sein! Umfangreiche
Banken-, Kreditkarten- und medizinische Datenbanken, eMail Überwachung und
Computerschnüffelprogramme sind nur einige wenige Faktoren, die jeden
gesetzestreuen Bürger treffen. Kurz gesagt, unsere in Privatsachen
schnüffelnde Gesellschaft dient den Kriminellen und serviert Deine Daten
auf einem Silbertablett.
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